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Die Entstehung des Roten Kreuzes

Henry Dunant und die Entstehung des Roten Kreuzes

Henry Dunant erblickt am 8. Mai 1828 in Genf das Licht der Welt. Seit seinem 18. Lebensjahr ist er Mitglied der Gesellschaft für Almosenspenden und verbringt seine Freizeit damit, Armen zu helfen und Gefangene zu besuchen. 1847 gründet Henry Dunant auf dem Landgut seiner Eltern die Donnerstags-Vereinigung: Junge Menschen treffen sich für Bibelstudien, sie besuchen Hungernde und Kranke, helfen Alten und halten Vorlesungen in Gefängnissen. Daraus entsteht am 30. November 1852 der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM).

1853 kommt er im Dienst der Genfer Gesellschaft für die Kolonien von Setif nach Algerien. Da es dort vor allem an Getreide und Mühlen mangelt, gründet er die Finanz- und Aktiengesellschaft Mühlen von Mons Djemila in Algier, mit dem Ziel, Algerien zur Kornkammer Nordafrikas zu machen. Henry Dunant macht sich auf den Weg nach Italien, wo sich Napoleon III. aufhält, um diesen für die Probleme in Algerien zu sensibilisieren.

Am 24. Juni 1859 erreicht Henry Dunant Solferino in Oberitalien, wo eine blutige Schlacht zwischen Italien und Österreich tobt. Die Verwundeten werden in ihrem Blut liegend zurückgelassen. Der Grund für die große Anzahl Schwerverwundeter ist darin begründet, daß hier zum ersten Mal Kanonen auf kurze Distanz gegen Soldaten eingesetzt wurden.

In einer kleinen Kirche trifft er auf Frauen und Männer, die den Verwundeten unabhängig der Staatsangehörigkeit helfen. Henry Dunant organisiert Ärzte aus den Gefangenenlagern und Gelder für Medikamente und Material, damit den Verwundeten geholfen wird. Da die Hilfe nur sehr unsystematisch und laienhaft erfolgt, beginnt er darüber nachzudenken, inwieweit den Opfern zukünftiger Kriege besser geholfen werden kann.

1862 schrieb er in seinem Buch Eine Erinnerung an Solverino über seine Erfahrungen und forderte eine unabhängige, ausgebildete Gruppe, welche sich im Kriegsfall um Verletzte kümmern sollte. Gleichzeitig forderte er, alle Leute international zu schützen, welche nicht in die Kämpfe verwickelt sind.

Am 9. Februar 1863 stellt Henry Dunant seine Ideen auf der Mitgliederversammlung der Gemeinnützigen Gesellschaft von Genf vor, die darauf das Komitee der Fünf mit ihm, den Ärzten Louis Appia und Theodor Maunoir, dem General Guillaume Henry Lufour und dem Juristen Gustav Moynier (alles Schweizer Bürger) einsetzt.

Am 17. Februar 1863 tagt das Komitee zum ersten Mal.
Dieses Treffen gilt als Gründungsdatum des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK).
Zu Ehren der Schweiz wurde als Zeichen des Roten Kreuzes die Schweizerische Nationalflagge in ihren Farben umgekehrt.

Auf Drängen von Henry Dunant lädt die Schweizer Bundesregierung am 26. Oktober 1863 25 Staaten zu einer ersten diplomatischen Konferenz ein, um eine Vereinbarung über die Hilfe für Kriegsverwundete zu treffen. Am 12. November 1863 wird in Stuttgart die weltweit erste nationale Hilfsgesellschaft gegründet: der Württembergische Sanitätsverein. Danach wurden in rascher Folge in den damals souveränen deutschen Einzelstaaten Landesvereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger gebildet.

In diesen Vereinen waren überwiegend Männer tätig. Hauptaufgabe war die Gestellung von Krankenträgern und -pflegern für Kriegseinsätze. Im Frieden aber bauten die Männerorganisationen einen ständigen Rettungsdienst auf: Erste Hilfe, Krankentransporte und Seuchenbekämpfung wurden Arbeitsfelder der Sanitätskolonnen. Neben den Männervereinen entstanden zeitgleich Frauenvereine, die sich Verwundetenpflege, Einrichtung von Lazaretten, Sammlung von Liebesgaben für Soldaten und Fürsorge für alle vom Kriege Betroffenen zur Aufgabe gemacht hatten. Im Frieden widmeten sie sich der Hilfe bei Seuchen und Katastrophen jeder Art, der Förderung der Krankenpflege, der Gesundheitsfürsorge und der Schaffung von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen und Kindergärten.

Am 22. August 1864 unterzeichnen Delegierte aus 12 Nationen das erste Genfer Abkommen mit dem Titel Abkommen zur Verbesserung des Loses der Verwundeten auf dem Feld. Ebenfalls 1864 wird das Rote Kreuz auf weißem Grund als Schutzzeichen anerkannt und zum ersten Mal im deutsch-dänischen Krieg auf einer Armbinde verwendet.

Im August 1867 verliert Henry Dunant sein algerisches Unternehmen, sein ganzes Vermögen und sogar den Sitz als Sekretär beim IKRK in Genf. Ein Jahr später wird er durch ein Genfer Zivilgericht wegen Bankrott verurteilt. 1871 gründet er in Paris die Allianz für Ordnung und Zivilisation mit den Zielen politischer und sozialer Frieden, Einrichtung eines internationalen Schiedsgerichts und Besserstellung von Kriegsgefangenen.

Etliche Jahre führt er ein Leben als armer Heimatloser, bis er eine neue Heimat in Heiden am Bodensee findet. Dort bekommt er 1901 zur Hälfte den ersten Friedensnobelpreis verliehen. Am 30. Oktober 1910 stirbt der Mann in Weiß, wie er auf dem Schlachtfeld von Solferino genannt worden war, in der Stille Heidens und wird am 2. November auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich bestattet.